Mittelalterliches Loidenbrunn war viel größer als bislang vermutet

Lage. Die Flur Loidenbrunn ist heute über eine Forststraße sehr gut erreichbar. Sie springt von der B40 beim Weißen Kreuz ab (etwa 500 Meter östlich des Ortsendes von Enzersdorf) und geht rund 1,8 Kilometer bis zur ehemaligen Siedlung, durch die ein Bach ging, der noch heute erkennbar ist und der gelegentlich Wasser führt.

 

Neuzeit. An der Westseite dieses Gerinnes (Karte nebenan) stand bis ins 18. Jahrhundert ein so genannter Schweizerhof, wo nach wie vor Mauerreste unter der Erde vergraben liegen. Im Schweizerhof hielt die Herrschaft von Enzersdorf Rinder.

 

Mittelalter. Gefunden wurden auf dieser Bachseite allerdings auch Scherben, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Auf der anderen Seite sind knapp zehn Hügel erkennbar – vermutlich Hausstandorte. Die Keramikfunde datieren hier vom 11. bis zum 15. Jahrhundert.

 

Weitere Siedlung erkennbar. Blickt man auf Laserscan-Luftbilder von Loidenbrunn (Bild unten) wird der Altweg samt dem nördlich davon befindlichen Gerinne erkennbar. 

Was bei den Recherchen von enzersdorf-im-thale.at auf dieser Karte neu zum Vorschein kam: Nördlich der ausgemachten Siedlung befindet sich vermutlich eine Feldterrasse, meint Gerhard Hasenhündl vom Museumsverein Hollabrunn. Im Mittelalter wurden in Hängen Terrassen angelegt, um dort Felder zu bewirtschaften und um das Regenwasser nicht zu schnell abfließen zu lassen.

Noch spannender: Südlich des Altweges wird eine Struktur erkennbar, die einen weiteren, bislang unbekannten Siedlungsteil darstellt. Demnach würde es sich hier um den südlichen Teil eines 350 Meter langen Dorfes handeln, das von einer Graben-Wall-Anlage umgrenzt war. Noch jetzt sind über zehn Hausparzellen erkennbar - ursprünglich waren es sicher weit mehr. Damit war das mittelalterliche Loidenbrunn weit mehr als doppelt so groß, wie bislang vermutet.

 

Weitere Funktionen. Bekannt ist übrigens auch, dass im Bereich von Loidenbrunn im Mittelalter ein Ziegelofen stand („Ziegelofenboden“). Angeblich wurde 1663 westlich der ehemaligen Siedlung - angesichts der anrückenden Türken – Schanzen und Verhaue sowie Erdstollen im Wald errichtet.

 

Zugrunde liegende Quellen für diesen Bericht: Ergebnisse der Wüstungsforschungen von Dr. Kurt Bors und Heimatforscher Josef Weichselbaum.

In: Weichselbaum, Josef (1993): Heimatbuch von Enzersdorf/Th. und Kleinkadolz. Eigenverlag: Kleinkadolz

Skizze von Wüstungsforscher Bors
Skizze von Wüstungsforscher Bors
Das Gerinne, neben dem die Häuser standen, ist auch heute noch gut erkennbar. (Foto: Hasenhündl)
Das Gerinne, neben dem die Häuser standen, ist auch heute noch gut erkennbar. (Foto: Hasenhündl)
Luftbildaufnahme lässt bislang unbekannte Strukturen erkennen
Luftbildaufnahme lässt bislang unbekannte Strukturen erkennen