Teile der Motte unter der Erde

Die wichtigste bildliche Überlieferung zur hochmittelalterlichen Motte stellt der Teppich von Bayeux dar, der die normannische Eroberung Englands im Jahre 1066 zeigt. Hier sind mehrere Turmhügelburgen abgebildet und teilweise namentlich gekennzeichnet.
Die wichtigste bildliche Überlieferung zur hochmittelalterlichen Motte stellt der Teppich von Bayeux dar, der die normannische Eroberung Englands im Jahre 1066 zeigt. Hier sind mehrere Turmhügelburgen abgebildet und teilweise namentlich gekennzeichnet.

Der Fachbegriff Motte stammt aus dem Französischen: „motte“ bedeutet übersetzt „Klumpen“. Eine Motte ist also ein vorwiegend in Holzbauweise errichteter Burgtyp, dessen Hauptmerkmal ein künstlich angelegter Erdhügel mit einem meist turmförmigen Gebäude darauf ist.

 

Weitere deutsche Bezeichnungen sind Turmhügelburg, Erdhügelburg und Erdkegelburg. Im Mittelalter war das die häufigste Burgform. Allerdings gibt es nur mehr wenige so gut erhaltene Anlagen wie jene in Krales.

 

Turmhügelburg mit 10 Tagen Bauzeit

 

Die Motte besteht in der Regel aus zwei Bereichen: der auf einem künstlichen Erdhügel errichteten Kernburg oder Hochburg sowie einer oder mehrerer Vorburgen. In einigen Fällen kommen Motten ohne Vorburg vor. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn das Hügelplateau der Kernburg so geräumig ist, dass alle Wirtschaftsgebäude, die normalerweise in der Vorburg untergebracht sind, dort Platz finden. 

 

Die Bauzeiten konnten bei einfachen Anlagen sehr kurz sein: eine kleine Turmhügelburg war nach Quellenangaben in etwa 10 Tagen bezugsfertig. Die Baumaterialien Holz und Erde waren überall schnell verfügbar (beispielsweise durch Rodung) und konnten rasch verarbeitet werden.

 

Der Erdhügel konnte aber auch sorgfältig aus unterschiedlichem Schüttmaterial aufgeschichtet werden, um eine höhere Stabilität zu bekommen. Natürliche Felsklötze oder Geländeerhebungen wurden bei entsprechender Gelegenheit gerne in den Hügel eingebaut. In einigen Fällen wurden auch frühgeschichtliche Grabhügel und ähnliche Anlagen umgenutzt.

 

Viereckige Motten selten

 

Die Größe des Burghügels von Krales zählt bei den noch erhaltenen Anlagen in Europa zu den häufigsten. Eher selten ist dagegen die Form. Meist waren die Hügel rund, jener in Krales jedoch viereckig. Die Hänge waren sehr steil und wurden wohl mit Gras gegen Erosion befestigt.

 

Das auf dem Erdhügel angelegte Plateau einer Motte war meist von einer Palisade umgeben, die ausgestattet mit einem Wehrgang und hölzernen Zinnen auch der aktiven Verteidigung dienen konnte. Bei kleineren Turmhügelburgen wurde die Plattform oft auch nur von einem einfachen Weidenflechtzaun umgeben, der passiven Schutz vor Eindringlingen oder wilden Tieren bot. Auch am Fuß konnte die Motte von einer Palisade oder einer hölzernen Stützwand umgeben sein, die das Erdwerk gegen einen etwaigen Wassergraben abstützte.

 

Der Zugang zum Hügelplateau erfolgte häufig über eine hölzerne Brücke oder Rampe, die den Ringgraben überspannte und weiter hinauf bis zum Eingangstor (oder zum Torhaus) in der Palisade führte. Statt einer Rampe konnte auch eine in den Hang gebaute Treppe zum Hügelplateau hinaufführen.

 

Turm im Hügel eingemottet

 

Die Mitte der Hügelplattform wurde von einem Hauptgebäude eingenommen. Oft handelte es sich dabei um einen Turm. War er als Wohnturm eingerichtet, enthielt er die Wohnung des Burgherrn.

 

Abgeschlossen wurde der Turm meist von einer offenen oder überdachten Wehrplattform. Bei den frühen Motten – wie vermutlich auch in Krales – war der Turm, wie die übrigen Bauten dieser Burgform, meist vollständig aus Holz in Block- oder Fachwerkbauweise errichtet.

 

Nicht selten wurde zuerst nur ein Teil des Hügels aufgeschüttet, dann der Turmbau errichtet und schließlich der Hügel weiter aufgeschüttet, wodurch der Graben und die Motte entstanden. Der Turm wurde quasi „eingemottet“.

 

Das bedeutet, dass die Untergeschosse im Hügel steckten und dann als Kellerräume dienten. Dies geschah vor allem aus statischen Gründen. Zusätzlich zu den Kellergeschossen des Turms konnten auch weitere unterirdische Räume im Hügel angelegt werden.

 

Turm oder Saalbau als befestigtes Haus

 

Bei dem Bauwerk auf der Motte musste es sich nicht zwangsläufig um einen Turm handeln, sondern der Platz konnte auch von einem Haus eingenommen werden. Erhaltene längsrechteckige Grundrisse legen in einigen Fällen die Anlage eines Saalbaus nahe, in anderen Fällen spricht die geringe Stärke mancher Pfostenüberreste für ein höchstens zweigeschossiges Gebäude.

 

Neben dem Turm oder Haupthaus fanden bei größeren Motten auch weitere Nebengebäude auf dem Hügelplateau Platz, freistehend oder an die umgebende Palisade oder Ringmauer angelehnt. Ein eigener Brunnen konnte die Kernburg mit Wasser versorgen.

 

Zu Krales liegen historische Quellen vor, die unter anderem einen sehr tiefen befestigten Brunnen beschreiben. Allerdings wurde er wohl nach der Verödung des Ortes aus Sicherheitsgründen zugeschüttet. Heute sind auf dem Plateau oberflächlich zwei kleinere, runde Vertiefungen erkennbar – eine davon könnte ein Brunnen gewesen sein.

 

Hausberg bei Kleinkadolz

 

In Österreich sind die ähnlich funktionellen Hausberge heute verbreiteter als Reste von Motten. Hierbei wurden vorhandene Höhenlagen für Holzburgbauten genutzt und mit zusätzlichen Erdarbeiten Plateaus herausgearbeitet.

 

Schwerpunktmäßig konzentrieren sich die Hausberge auf NÖ und hier wiederum auf das Weinviertel. Dazu zählt auch jener bei Kleinkadolz, wo die Vorgängerburg der Herren von Langenthal bzw. Enzersdorf vermutet wird (Nummer 4 auf der Übersichtskarte).

 

Motte - https://de.wikipedia.org/wiki/Motte_(Burg), abgefragt am 8.12.2016

Turmhügelburg Lütjenburg - https://www.turmhuegelburg.de, abgefragt am 8.12.2016

Typischer Aufbau einer Motte. Quelle: www.meine-ritterburg.de
Typischer Aufbau einer Motte. Quelle: www.meine-ritterburg.de
Zeichnung zur Rekonstruktion und Bilder der Motte in Lütjenburg (D). Quelle: www.turmhuegelburg.de
Zeichnung zur Rekonstruktion und Bilder der Motte in Lütjenburg (D). Quelle: www.turmhuegelburg.de