Kleinkadolz auf jahrtausendealtem Siedlungsgebiet

Erste bekannte Besiedelung vor 4.000 Jahren

 

Gründung. Dem Namen nach zu schließen wurde Kleinkadolz – so wie das nahe gelegene Großkadolz – wohl vom Geschlecht der Kadolte gegründet. Sie stammen aus dem heutigen Deutschland und haben bereits im 8./9. Jahrhundert die Cadolzburg bei Nürnberg erbaut und damit den gleichnamigen Ort gegründet. Im deutschen Sprachraum werden der Gründerfamilie insgesamt 16 Ortsgründungen zugerechnet. Aber schon lange zuvor war das Gebiet der heutigen Katastralgemeinde Kleinkadolz besiedelt. So fand man im Bereich des Göllersbaches etwa vier sehr große Tongefäße, die rund 4.000 Jahre alt sind.

 

Grenzort. Im 11. und 12. Jahrhundert hieß der Ort Chadoltismarchat und beschriebt die südliche Grenze (Marchat) der Kadolzer Besitze und gleichzeitig der böhmischen Mark – gehörte aber noch (wie Enzersdorf) zur Ostmark. Der Heimatforscher Josef Weichselbaum vermutete zudem auf dem Plateau des Hausbergs, der zur Katastralgemeinde Kleinkadolz gehört, eine erste Holzburg und eine noch erkennbare Wallanlage. Für seine Vermutung spricht auch der uralte Name – Haus-Berg – also ein Berg, aus dem ein befestigtes Haus stand.

 

Angerdorf. Kleinkadolz wurde als Angerdorf gegründet. Am Anger waren 15 Quellen und einige Weiher, die erst im 20. Jahrhundert durch Trockenlegung versiegten. Bereits im 12. Jahrhundert hat es am Hausberg einen ausgedehnten Weinbau gegeben, der teils zum bayrischen Kloster Mallersdorf gehörte und 1139 erwähnt wird.

1314 wird ein Ulrich von Kadolts genannt. Sein Hof (Doppellehen) war an der Unteren Straße.

 

Wechselhafte Geschichte. 1373 erhalten die Ritter von Enzersdorf Kleinkadolz als Lehen, später wechseln die Besitzer. Ab 1618 kommt es zur Herrschaft Immendorf, ab 1692 zu Ernstbrunn und ab 1724 endgültig zur Herrschaft Enzersdorf im Thale.

1833 hat Kleinkadolz 28 Häuser mit 38 Familien und 154 Einwohnern. Der bisherige Höhepunkt lag im Jahr 1890 mit 199 Einwohnern. (Damals hatte Enzersdorf 524 Einwohner.)

Die Bewohner der Oberen Straße, eine alte vielbefahrene Handelsstraße, waren früher durchwegs Handwerker und Gewerbetreibende. Kleinkadolz war auch für seine Ziegelbrennereien bekannt. Der letzte Ofen war bis 1930 in Betrieb.

 

Kapelle. Seelsorglich gehörte der Ort – wie Enzersdorf – viele Jahrhunderte zur katholischen Pfarre Eggendorf im Thale. Die Kirche wurde in Enzersdorf besucht, wo es ebenfalls Gottesdienste gab. 1783 kam Kleinkadolz zur neu gegründeten Pfarre Enzersdorf.

Im Ort dürfte es schon vor Jahrhunderten die erste Holzkapelle am Anger (Untere Straße) gegeben haben. 1834 wurde jedenfalls eine neue Kapelle gebaut. Sie war kleiner als die heutige, die 1902 als „Filialkirche“ zum Gutteil aus den Materialresten des Enzersdorfer Kirchenneubaus errichtet wurde. 1989 wurde sie zuletzt renoviert.

Die kleine Marienkapelle zwischen Kleinkadolz und Enzersdorf wurde 1898 aus Dankbarkeit von Martin Zehetmeyer erbaut. Schräg gegenüber befindet sich das Friedenskreuz samt Gedenkstein an den Zweiten Weltkrieg. Auf einem Relief ist der Frontverlauf zu Ende des Krieges zu sehen, der in Kleinkadolz und Enzersdorf für starke Zerstörungen sorgte.

 

Quellen: Weichselbaum, Josef (1993): Heimatbuch von Enzersdorf/Th. und Kleinkadolz. Eigenverlag: Kleinkadolz

Wondra, Anita (2008): Langaztal – Das Lange Thal im westlichen Weinviertel aus der Perspektive von Besiedlung und Herrschaft. Diplomarbeit. Eigenverlag: Wien

Ausschnitt aus dem fanziszeischen Kataster 1822. Quelle: NÖLA
Ausschnitt aus dem fanziszeischen Kataster 1822. Quelle: NÖLA
Die Marienkapelle zwischen Kleinkadolz und Enzersdorf wurde 1898 erbaut
Die Marienkapelle zwischen Kleinkadolz und Enzersdorf wurde 1898 erbaut
Ortskapelle Kleinkadolz, Enzersdorf im Thale
Filialkirche Kleinkadolz, erbaut 1902
Gedenkstein mit Frontverlauf 1945
Gedenkstein mit Frontverlauf 1945