Ofenkacheln und Henkel in den Äckern

Nach der jüngsten Wieder-Entdeckung des  alten Dorfes Krales (Nummer 9) gibt die vermutete Siedlung unmittelbar nördlich davon (8) neue Rätsel auf.

Wüstungsforscher Kurt Bors hat schon vor Jahrzehnten die versunkenen Siedlungen im Langenthal untersucht. Dabei ist auch eine aufgetaucht, die mit Krales in Verbindung stehen könnte.

 

Auf der Glasweinerstraße Richtung Glaswein bzw. Herzogbirbaum – außerhalb von Enzersdorf im Thale, nur wenige hundert Meter davor, wo rechterhand der Wald beginnt (auf Höhe der beiden Kreuze über 400 Meter Länge) - befand sich vermutlich eine Siedlung (Nummer 8). Zumindest lassen die Funde darauf schließen. Was noch dafür spricht: Auch in der Bevölkerung wird dieses Gebiet Edendorf - also ödes Dorf - genannt.

 

Laut Bors wurden an zwei Stellen im Acker Scherben aus dem 12. bis 15. Jahrhundert entdeckt - darunter Graphittonschreben, Ofenkachelstücke und ein Henkel. Im angrenzenden westlichen Wald dürfte diese Siedlung weitergegangen sein.  Am Waldrand wurden nämlich unter der Erde gebrannte Wandscherben, gekohltes Holz und ein geschmiedeter Eisennagel geborgen.

 

Bors schloss daraus, dass es sich um die Ortschaft Krales handeln könnte, zumal diese Flur noch heute so bezeichnet wird und der Name historisch als Ortsname bei Enzersdorf belegt ist. Zumal das aber nicht sicher ist, wird die Fundstelle mit Kralesfeld (bzw. wegen eines Schreibfehlers mit Krackesfeld) bezeichnet.

 

Damals wusste man noch nichts von den Luftbildern, die ein wenig weiter südlich eine versunkene Ortschaft als ursprüngliches Krales (Nummer 9) erkennbar machen sollten. Angesichts dieser Entdeckung hat Gerhard Hasenhündl vom Hollabrunner Museumsverein, selbst ein gebürtiger Enzersdorfer, gegenüber enzersdorf-im-thale.at zwei Theorien zur Erklärung: Die von Bors entdeckte Siedlungsstelle könnte von einzelnen Gehöften stammen, die zu Krales gehörten. Oder - und das sei die wahrscheinlichere Variante - es könnte sich um eine Ortsverlegung von Krales in den Norden handeln. Demnach wäre das im heutigen Wald gelegene Dorf die ältere Ursprungssiedlung und die andere eine jüngere Verlegung. Die St. Kilian-Kirche (Nummer 6) könnte damals schon existiert und zum Ort gehört haben - ebenso wie die daran angrenzende Siedlung (Nummer7).

 

Heimatforscher Weichselbaum vermutet zudem, dass der heutige Enzersdorfer Ortsteil Neustift (im Bereich der Schorber- und Glasweinerstraße) im Zuge der Verödung von Krales durch dessen Bewohner entstanden ist.

 

Zugrunde liegende Quellen für diesen Bericht: Ergebnisse der

Wüstungsforschungen von Dr. Kurt Bors und Heimatforscher Josef Weichselbaum.

In: Weichselbaum, Josef (1993): Heimatbuch von Enzersdorf/Th. und Kleinkadolz. Eigenverlag: Kleinkadolz

Ausschnitt aus der Wüstungs-Übersichtskarte: Diese Siedlungsbereiche könnten zusammengehört haben
Ausschnitt aus der Wüstungs-Übersichtskarte: Diese Siedlungsbereiche könnten zusammengehört haben
Fundgebiet auf der Flur Kralesfeld, wobei "Krackesfeld" ein Schreibfehler ist (Skizze von Kurt Bors)
Fundgebiet auf der Flur Kralesfeld, wobei "Krackesfeld" ein Schreibfehler ist (Skizze von Kurt Bors)

Flug über Kralesfeld nach Enzersdorf